Gruppenanalyse

Die Gruppenanalyse ist ein spezielles Verfahren psychoanalytisch orientierter Gruppenpsychotherapie. Sie ermöglicht nicht nur eine Behandlung von psychischen Störungen in Gruppen. Die gruppenanalytische Arbeit ermöglicht auch die Sicht auf zwischenmenschliche Beziehungen, Kommunikationsprozesse und intrapsychische Mechanismen, die sich in der Gruppe manifestieren. In der Gruppenanalyse können Wirkfaktoren genutzt werden, die in der Einzeltherapie nicht zur Verfügung stehen. Im Kontakt miteinander können die im Laufe der Lebensgeschichte, zum Beispiel in der Familie oder in sozialen Gruppen erworbenen, unbewussten Blockaden der Teilnehmer wahrgenommen, verstanden und durchgearbeitet werden.

Die Gruppenanalyse wurde als Therapieform in den 1940er Jahren von dem Psychoanalytiker Samuel Slavson in New York und von S. H. Foulkes und Wilfred Bion in London begründet und etabliert.

Konzept nach Foulkes

S.H. Foulkes war von der Psychoanalyse, der Gestaltpsychologie und der Soziologie beeinflusst. Ein wichtiger Gedankenaustausch erfolgte mit dem Soziologen Norbert Elias. Weitere entscheidende Einflüsse gingen von den Psychoanalytikern E.J. Anthony, Lazell, John Rickman, Marsh und Louis Wender aus.

Sein Konzept der Gruppenbehandlung entwickelte Foulkes in den 1940er Jahren im Militärkrankenhaus Northfield, nach seiner durch den Nationalsozialismus erzwungenen Emigration. Die Gruppenanalyse war für ihn ein Verfahren zur Erforschung von Gruppenprozessen. Er verstand die Gruppe primär als Abbild der Gesellschaft, ihrer Besonderheiten, ihrer Widersprüche und ihrer Konflikte. Individuelles Leiden wird als Ausdruck gestörter Kommunikation im Netzwerk der sozialen Beziehungen gesehen, die für das Individuum lebenswichtig sind.

In der gruppenanalytisch geleiteten Gruppe können solche Störungen erlebt und in einer sich entfaltenden Kommunikation korrigiert werden. Foulkes sah die Gruppe als einen Prozess ständig sich ändernder Wechselwirkungen eines jeden Gruppenteilnehmers mit einem jeden anderen, einschließlich des Gruppenleiters.

Veränderung durch die Gruppe

Es ist für die Gruppenanalyse grundlegend, dass Veränderung und Lernen nicht nur in der Gruppe, sondern vor allem auch durch die Gruppe stattfindet. Die Gruppe ist ein Netzwerk, dem auch die Gruppenleiterin angehört. Diese hat die Aufgabe, den inneren und äußeren Rahmen für die Gruppenarbeit zur Verfügung zu stellen und für die Aufrechthaltung zu sorgen.

Die Gruppenanalyse ist ein kreativer Prozess, der sich entfaltet und für die Ziele der Gruppe genutzt werden kann. Für diese konstruktive Gestaltung von Gruppenprozessen ist die Arbeit mit dem Unbewussten, Bildern und Träumen von zentraler Bedeutung. Die Aufmerksamkeit wird auf das dynamische Zusammenspiel von persönlichem Unbewusstem und dem gemeinsamen Unbewussten der Gruppe konzentriert. Das gruppenanalytische Leitungskonzept lässt sich auf verschiedene Gruppensettings in der Psychotherapie anwenden.

„Alle Erweiterung unserer Erkenntnis entsteht aus dem Bewusstmachen des Unbewussten.“

Nietzsche