Psychoanalyse

Theorie und Krankheitslehre

Die Psychoanalyse ist eine Persönlichkeitstheorie, die Aussagen macht über Entwicklung, Struktur und Funktion der menschlichen Psyche in Gesundheit und Krankheit. Diese Theorie geht davon aus, dass unbewusste Faktoren unser Denken, Handeln und Fühlen beeinflussen und diese zu inneren Konflikten führen können.
Als Krankheitslehre befasst die Psychoanalyse sich mit der Entstehung und Heilungsbedingungen von seelischen Krankheiten. Sie untersucht die Auswirkungen auf die Entwicklung des Menschen, auf seinen Körper und auf seine Beziehungen zu anderen Menschen. Wichtige Themen sind Konflikte, Entwicklungsdefizite und der Einfluss von traumatischen Erfahrungen.

Behandlungsmethoden

Die Behandlungsmethoden sind von unterschiedlicher Dauer und Zielsetzung. Sie reichen von kurzfristigen Behandlungen (Notfallbehandlung, Krisenintervention) über mittelfristige Therapieverfahren (tiefenpsychologisch fundierte oder dynamische Psychotherapie) bis hin zu Langzeitverfahren (Psychoanalyse, analytische Psychotherapie) mit mehreren Sitzungen pro Woche.

Psychoanalyse in der Behandlung

Jeder Mensch entwickelt seine Persönlichkeit durch biologische Reifungsschritte, soziale Erfahrungen (besonders in der Familie) und kulturelle Regeln der Gesellschaft. Werden Entwicklungsschritte oder Phasen gestört, können seelische Konflikte in der Psyche wirksam werden und – auch noch zu einem späteren Zeitpunkt – zu psychischen Erkrankungen führen (z.B. Ängste, Zwangsvorstellungen, depressive Erkrankungen).

Ursachen für seelische Konflikte sind oft ein Mangel an Aufmerksamkeit für grundlegende Bedürfnisse, hohe Leistungsansprüche, fehlende Anerkennung sowie unsichere Beziehungen. Unbewusste Motive, wie z.B. unbewusste Schuldgefühle, können sich in Hemmungen, Arbeitsstörungen oder auch Depressionen äußern. Die Psychoanalyse bietet dem Einzelnen die Möglichkeit, seine unbewussten Motive selbst zu erforschen und dabei deren Existenz anzuerkennen und abgespaltene Teile des Selbst zu integrieren.

Der Patient geht innerlich zu dem Punkt in seiner Entwicklung zurück, an dem die Störung eingesetzt hat, um dann einen Neustart im Schutz der therapeutischen Beziehung zu versuchen (Regression). Der Therapeut greift auf bestimmte Techniken zurück, beispielsweise eine Palette emotionaler Reaktionen, die er zum Verständnis des unbewussten Geschehens anzuwenden gelernt hat. Er hört zu und zeigt dem Patienten Zusammenhänge auf, die er ihm interpretierend zur Verfügung stellt. Das bessere Verständnis und der Zugang zu unbewussten Konflikten ermöglicht es dem Patienten oft, Einsichten und Lösungen zu finden, die die Symptome verschwinden lassen oder abmildern können.

„Alle Erweiterung unserer Erkenntnis entsteht aus dem Bewusstmachen des Unbewussten.“

Nietzsche